Galerie f5,6 Ludwigstr. 7 Odeonsplatz 80539 Munich Allemagne
Mit Strange Paradise beweist Thomas Wrede einmal mehr, dass er ein Meister des subtilen, visuellen Vexierspiels zwischen Modell und Wirklichkeit ist. Die wundersame, simulakre Inszenierung von Landschaftsversatzstücken in überhöhten Modellkulissen im Kontrast mit unwirklich anmutenden, entrückten Küstenlandschaften, die das Individuum romantisch miniaturisieren, kreieren Bildwelten, die gleichsam vertraut und fremd anmuten. Das Fehlen von Größenrelationen erzeugt, ohne jede digitale Manipulation, optische Täuschungen, die die Wahrnehmung schwimmen lassen - ein Gauklermärchen, dem Stimmungen wie Weite, Ruhe, Offenheit, Sehnsucht aber auch Angst und mögliche Bedrohung zugeordnet sind. Der künstlichen Augenblicklichkeit der Fotografie folgt die Künstlichkeit der Inszenierung. Im Spannungsfeld zwischen der dokumentarischen Grundfunktion des Mediums und seiner künstlerischen Brechung gelingen Thomas Wrede überzeugende bildnerische Statements zur Frage nach Bild und Abbild. Am Ende wird der Widerstreit zwischen Realität und Illusion durch die perfekte ästhetische Evidenz des Bildes entschieden, das seine eigene gültige Wirklichkeit setzt.
(Vorwort von Rainer Danne. Fotobuch „strange paradise“, Kerber Verlag Bielefeld 2005)
Der Ausgangspunkt der fotografischen Arbeiten ist immer wieder die Sehnsucht nach Natur und ihre mediale Vermittlung.
Wie schon in seinen früheren Fotografien spiegeln die Arbeiten das Verhältnis von Mensch und Natur wieder und spielen zugleich mit unterschiedlichen Realitätsebenen. Die Landschaft erscheint im Spannungsfeld zwischen künstlicher Inszenierung (Modellbausätze) und realer Meereslandschaft (Nordsee). In der Serie Real Landscapes werden kleine Modellbäume und Häuser in die Weite der realen Landschaft gesetzt, um neue, wundersame Welten zwischen Idylle und Katastrophe zu schaffen.
Doch auch die Fotografien von realen Meereslandschaften wirken im gleißenden Gegenlicht und leichter Überbelichtung fern und unwirklich. Die Strandwanderer verwandeln sich zu Protagonisten auf einer Licht durchfluteten Bühne.
In seinen früheren Serien konfrontiert Thomas Wrede den Betrachter mit andersartigen aber gleichzeitig vertrauten „Landschaftsbildern“. In „Domestic Landscapes“ fotografierte Wrede über mehrere Jahre hinweg Fototapeten in verschiedenen deutschen Haushalten. Die Serie „Magic Worlds“, für die Wrede zahlreiche Preise erhielt (u.a den DG Bank Preis), behandelt menschenleere Vergnügungs- und Freizeitparks in Deutschland. Seine Serie „Picture Worlds“ entstand in New York, wo Werbe -und Plakatlandschaften die Stadt neu tapezieren. In Wredes serie Small Worlds, arbeitet Wrede mit einer Fachkamera und den verschiedenen Schärfe Punkten und es entstand eine Serie Lastwagen, Containerschiffen, Panzern, Feuerwehrautos, die alle wie kleine Modelle aussehen.
Wredes Arbeiten beschäftigen sich mit vielen verschiedenen Ebenen der Wahrnehmung und mit Assoziationen wie dem Bild im Bilde oder der vermeintlichen Realität im Gegensatz zu einer kreierten Künstlichkeit.
Wrede hinterfragt unsere Idee von Landschaft und ihren Abbildungen,
an deren Anfang die Malerei stand. Dieses Thema wird auch in der Fotografie immer wieder gerne aufgegriffen.
Arbeiten wie „Gebirgslandschaft im Spiegelschrank“ oder „Mozart und trinkender Mann vor Herbstlandschaft“ sind fast wundersame „Landschaftsaufnahmen“, in denen sich die Innen- und Außenräume der Fototapete vermeintlich ergänzen. Auf den zweiten Blick wirft genau diese Zusammenführung viele Fragen auf. Wirkliches und Künstliches, Humorvolles und Nüchternes, Wissen und Ahnung, sowie die einzelnen Geschichten der Wohnungsbesitzer sind so komplex ineinander verwoben, dass das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile.
In der Serie über menschenleere Freizeitparks „Magic Worlds“, werden künstliche Landschaften, die sich einem Ideal bedienen, mit vermeintlich realen Landschaften zusammengeführt. Wredes Serie „Picture Worlds“ zeigt ein Plakat an irgendeiner New Yorker Strassenkreuzung mit der Aufschrift „Freedom is sponsored by Diesel“. Auf den ersten Blick verschmilzt das Werbeplakat mit dem angeblich realen Umfeld. Der Betrachter wird nun im öffentlichen Raum mit seiner eigenen „konstruierten Realität“ konfrontiert.
Einerseits irritieren und provozieren Wredes komplexe Arbeiten, andererseits wollen sie den Betrachter aber auch amüsieren.
Thomas Wrede (geb. 1963) erhielt zahlreiche Stipendien und Preise, u.a., den Karl-Hofer-Preis der Hochschule der Künste Berlin 1997, den DG Bank Preis 1999 sowie den Fotografiepreis Wiesbaden 2002. Er war auf einer Vielzahl von Einzel- und Gruppenausstellungen in Museen und Galerien im In-und Ausland vertreten, u.a. in Münster, Berlin, Wien, Paris, New York, San Francisco und Illinois. Wrede ist einer der erfolgreichen Vertreter der Deutschen Fotografie in den Vereinigten Staaten.