
Expositions du 17/05/2007 au 12/05/2007 Terminé
Württembergischer Kunstverein Stuttgart Schlossplatz 2, 70173 Stuttgart Fon: +49 (0)711 - 22 33 721 Fax: +49 (0)711 - 29 36 17 http://www.wkv-stuttgart.de/
Vom 17. Mai bis 12. August 2007 zeigt der Württembergische Kunstverein in Stuttgart die weltweit erste umfassende Einzelausstellung der deutschen Künstlerin Anna Oppermann (1940-1993) nach ihrem Tod. Mit insgesamt sieben „Ensembles“ möchte die Ausstellung den internationalen Stellenwert der Künstlerin sowohl für die Kunst der 1970er Jahre als auch im Hinblick auf aktuelle künstlerische Praktiken aufzeigen.
Anna Oppermanns „Ensembles“, ihre über Jahre entwickelten, streng methodischen und raumgreifenden Bildinstallationen sind exemplarisch und doch einzigartig für die Kunst der 1970er Jahre. Sie wiesen schon früh auf aktuelle künstlerische Praktiken hin, die Prozess-, Konzept-, Bild- und Raumkunst verbinden sowie auf die Teilnahme der Betrachter/innen setzen. Wenngleich seit dem Tod der Künstlerin 1993 Installationen u.a. in Sydney (1994), New York (1999) und Paris (2004) zu sehen waren, steht eine umfassende „Revision der Ensemblekunst“ bis heute aus.
Die Kuratorin Ute Vorkoeper hat für diese Neubesichtigung sieben Ensembles aus den Jahren 1968 bis 1992 ausgewählt, die sowohl die künstlerische Entwicklung als auch die Vernetzung innerhalb der Ensemblekunst aufzeigen. Wie schon zu Lebzeiten der Künstlerin werden die offenen Werke auch postum nicht durch Rekonstruktion, sondern in aktualisierter Form installiert.
Anna Oppermann verstand die Welt, die menschlichen Beziehungen als „Ensembles“: als Arrangements aus Wahrnehmungen und Reflexionen von Ereignissen, Normen, Geschichten, Emotionen und Theorien. Sie beobachtete ihren privaten wie den gesellschaftlichen Alltag genau, suchte Objekte, Bilder oder Begriffe, in denen sie dessen Absurditäten und Konfliktfelder versinnbildlicht sah. Diese zeichnete, fotografierte, malte und beschrieb sie. Sie sammelte Texte und Zitate und ordnete schließlich alle Teile als Stillleben an. Im nächsten Schritt hielt die Künstlerin die Arrangements aus wechselnden Perspektiven und in variierenden Konstellationen fest und fügte diese neuen Ansichten den Arrangements hinzu. So wuchsen ihre Ensembles sukzessive in den Raum hinein.
Zur Ausstellung, die von einem eintägigen Symposium begeleitet wird, erscheint ein umfangreicher Katalog mit Aufnahmen aus der Ausstellungssituation.
In einem offenen Dialog mit der Werkschau Anna Oppermanns findet parallel dazu die Ausstellung „Übergangsräume – Potential Spaces“ statt. Dabei sind es weniger die formalen Aspekte der künstlerischen Produktion, die im Blickfeld dieses Dialoges stehen, als vielmehr deren methodischen Ansätze. Zu den teilnehmenden KünstlerInnen zählen: Sandra Boeschenstein, Thomas Feuerstein, Oliver Lutz, Eva Meyer/Eran Schaerf, Runa Islam und Anna Torfs.
Ensembles in der Ausstellung
Spiegelensemble, 1968 – 1989
Vom ersten Ensemble an beschäftigte Anna Oppermann das Verhältnis von Schein und Realität. Das "Spiegelensemble" thematisiert dieses ambivalente Verhältnis, die Spaltung zwischen dem Selbst und den anderen ebenso wie die innere Gespaltenheit des Ich bis hin zur Schizophrenie.
Paradoxe Intentionen (Das Blaue vom Himmel herunterlügen), 1988 – 1992
Kurz vor ihrem Tod hat Anna Oppermann mit "Paradoxe Intentionen" eines der leichtesten und farbigsten Ensembles ihrer Laufbahn entwickelt. Hier werden das Ineinander von Realität und Schein, das Spiel mit dem „schönen Schein“, die Abwehr, aber auch die Lust an diesem Spiel zum Gegenstand eines kaleidoskopisch zersplitterten Bildfelds.
Anders sein („Irgendwie ist sie so anders…“), 1970 – 1986
In "Anders sein" umkreist Anna Oppermann ihre eigenen Ängste als Außenseiterin in Kunst und Gesellschaft. In wechselnden Kontexten werden Anpassung und Verweigerung, Ausschluss und Zugehörigkeit analysiert. Frauen, die ihr Gesicht hinter Haaren, Händen oder Masken verbergen und sich so den Blicken entziehen, denen sie ausgesetzt sind, versinnbildlichen den Konflikt zwischen Selbstdarstellung und Maskerade.
Künstler sein – Über die Methode (Zeichnen im Ensemble, Dilemma der Vermittlung, der ökonomische Aspekt), 1978 – 1985
Filiation des Ensembles Künstler sein (Zeichnen nach der Natur – zum Beispiel Lindenblütenblätter), 1969–1986
Im Ensemblezyklus "Künstler sein" reflektiert Oppermann gängige Künstlerbilder und die Erwartungen des Kunstbetriebs. Im Teil Über die Methode stellt sie sich dem Vermittlungsproblem ihrer eigenen Arbeiten: Die Komplexität fordert einen hohen Grad an Aufmerksamkeit von den Rezipient/innen, die Reduktion der Informationsfülle jedoch führt zu Verzerrungen und erweist sich als trügerische Lösung.
Pathosgeste – MGSMO „MACH GROSZE, SCHLAGKRÄFTIGE, MACHTDEMONSTRIERENDE OBJEKTE!“, 1984 – 1992
Bei ihren Beobachtungen zum Zeitgeist der 1980er Jahre stieß Oppermann vor allem auf die unterschiedlichsten Formen leerer, großer Gesten in Politik, Ökonomie und Kultur. "Pathosgeste" ist ein – pathetisch monumental – vergrößertes Stillleben im Raum, in dem die Betrachter/innen umherwandern können.
Portrait Herr S., 1969 – 1989
"Portrait Herr S." steht für einen zentralen Themenstrang im Gesamtwerk, den Anna Oppermann in mehreren Ensembles bearbeitet hat: Beziehungen zu anderen, Fremden, Freunden, zwischen den Geschlechtern. Im ausgestellten Ensemble sondiert sie die unbewussten Zwänge der Lust in Kollisionen mit Idealvorstellungen der Liebe. Beides verschmilzt sie in einer eigenen erotischen Formensprache, die zwischen Zeigen und Verbergen changiert.
Problemlösungsauftrag an Künstler (Raumprobleme), 1978 – 1984
Den Titel "Problemlösungsauftrag" verdankt das Ensemble einem Aufruf des Bonner Kunstvereins von 1979, in dem Konzepte für eine Bundeskunsthalle in Bonn erbeten wurden. Er wurde zum Anlass für ein umfangreiches Ensemble über divergente gesellschaftliche Räume. Hier kollidieren Bilder „sozialer Brennpunkte“ mit dem Ideal des Elfenbeinturms, in den sich Künstler und Wissenschaftler zurückziehen. Oppermann baute sich einen eigenen „Elfenbeinturm“ in das Ensemble, um ihn während der Ausstellungen zu beziehen und die Betrachter/innen zu beobachten.
Weitere Elemente in der Ausstellung
Dilemma der Vermittlung, 1979
Die neun Bildgeschichten zum "Dilemma der Vermittlung" drehen sich um die Schwierigkeiten der Entwicklung und Vermittlung einer interdisziplinären Methode im künstlerischen Bereich. Die Reihe entstand für einen Vortrag, den Oppermann auf dem Karl-Hofer-Symposium 1979 hielt.
Württembergischer Kunstverein Stuttgart Schlossplatz 2, 70173 Stuttgart Fon: +49 (0)711 - 22 33 721 Fax: +49 (0)711 - 29 36 17 http://www.wkv-stuttgart.de/