Drei Tage hat Henry Leutwyler Zeit! Aus tausenden von persönlichen Gegenständen von Michael Jackson fotografiert er Kostüme, Bilder, Pokale, Möbel, Alltagsgegenstände des «King of Pop». Dann kommt alles unter den Hammer, wird versteigert.
Die Zeit reicht nicht! Leutwyler fährt nach Kalifornien auf Jacksons Ranch «Neverland Lost» und kehrt mit den Stücken zurück nach New York, die er braucht, um die Geschichte zu beenden.
"Meine Absicht war und ist es heute noch, diese Waren zu dokumentieren", sagt Leutwyler. "An einer Auktion verlieren sich die Spuren der Objekte. Wer am meisten bietet, erhält den Zuschlag, und niemand weiss, wohin die Sachen verschwinden, vielleicht in einen Safe, vielleicht in einen Keller, wer weiss."
Michael Jackson hatte nie eine richtige Kindheit. Er schuf sich diese erst mit 35 oder 40 Jahren. Die Neverland-Ranch war Jacksons eigene Märchenwelt, seine wahr gewordenen Kinderträume. Ein Lunapark für seine Sehnsucht nach Unbeschwertheit. Er wollte sein wie Peter Pan, unbeschwert, kindlich frei, ein Junge, der niemals erwachsen wird.
Er bastelte sich seine eigene heile Welt zusammen. Selbstgebastelt war teilweise auch sein Bühnenoutfit. Seine glitzernden Socken - die die ganze Welt kennt - gibt es für 99 Cent im Supermarkt - oder seine Handschuhe.
Leutwylers Fotos sind mehr als schlichte Dokumente von Auktionswaren. Sie gewähren tiefe Einblicke hinter die Fassade des Glamours und in Jacksons Leben zwischen echten Schätzen, Kitsch und Krimskrams. Er geht mit seiner Kamera so nah heran, dass sich die Illusionen des Showbiz auflösen und die profane Realität sichtbar wird.
"Das Traurige an diesem Projekt ist", so Leutwyler, "dass er ein so kurzes Leben hatte. Wenn man jetzt diese Bilder anschaut, ist es wie ein Testament. Es ist eine traurige Geschichte. Die Bedeutung der Bilder ist heute eine total andere als sie sein würde, wenn er noch am Leben wäre."
Die Fotos von Henry Leutwyler wirken wie Reliquien. Eine Spurensuche nach Menschlichem bei einem abgöttisch verehrten Popstar.