Sascha Weidner
Museum für Photographie Braunschweig Helmstedter Straße 1 38102 Braunschweig Allemagne
Das Museum für Photographie Braunschweig zeigt die raumgreifenden Foto-Installationen von Sascha Weidner (*1976) erstmalig in einer größeren Überblicksschau und präsentiert Arbeiten aus den Jahren 2000 bis 2008. Immer wieder richtet der Fotograf den Blick auf scheinbar triviale Dinge des Alltags, die er mittels dramatischer Lichtführung aus ihrem angestammten Kontext isoliert und ihnen so im Bild neue Bedeutung verleiht.
Die verbindende Linie von Weidners ungleichen Sujets ist sein eigenes Leben. So entspringen sei- ne Motive dem biografischen Umfeld und zeigen Freunde und verschiedenste Details seiner per- sönlichen Erlebnisse und Erfahrungen. Dies kann ein Stapel Zeitungen auf einem Esstisch sein, ein Kirschbaum am See, ein Panorama von halbnackten Männern anlässlich des Gay Days in Or- lando, nächtlicher Schneefall oder die Nahsicht auf einen Grabstein. Ungewöhnliche Perspektiven und enge Bildausschnitte abstrahieren die Motive und der Betrachterblick changiert zwischen Formen und Texturen.
Die autobiographische Erzählstruktur des Fotografen zeichnet sich besonders in den pinnwandar- tigen Rauminstallationen seiner Bilder ab, in denen er mit wechselnden Formaten spielt und alte Aufnahmen mit aktuellen kombiniert. Die unterschiedlichen Motive gehen einen Dialog ein und eröffnen dem Betrachter Raum für individuelle Verknüpfungen. In seiner Ausstellung Was übrig legt Sascha Weidner seine Arbeitsweise offen. Neben einem neuen, für das Photomuseum Braunschweig entworfenen Raum mit einem Mix verschiedenster fotografischer Darstellungsweisen, präsentiert der Fotograf sein wachsendes Archiv, aus dem er für seine jeweiligen Projekte neue Konstellationen von Fotografien zusammenstellt. Seine künstlerische Praxis überblendet die persönliche Erfahrungswelt des Künstlers und die metapho- rische Dimension der dargestellten Dinge. Was übrig bleibt lädt die Besucher ein, dieses Feld auf experimentelle Weise abzustecken: Was bedeuten die Fotografien für sich, oder besser für den Künstler und für uns als Betrachter!
Ausgehend hiervon wird die Braunschweiger Bevölkerung eingeladen, aus diesem Archiv Bilder mitzunehmen. Auf sehr subtile und persönliche Weise stellt die Ausstellung somit die Frage nach der unterschiedlichen Bedeutung von Bildern: Bedeutung, in dem Wortsinn der richtigen Lesart und des richtigen Verständnisses des Bildes, aber auch Bedeutung im Sinn ihrer affektiven Quali- tät, die Fotografien für jemand haben. Somit bestimmen letztlich die Besucher, „was übrigbleibt“ und verleihen eben diesem Übriggebliebenen eine besondere Bedeutung.